Die neuen „Volksrapper“

„In dieser Rap-Szene gilt man schon als Intellektueller, wenn man Worte kennt, wie Büffelmozzarella“. So haben es Main Concept und Blumentopf 2015 in ihrem Song „München halt“ festgehalten. Hip-Hopper und Rapper haben dieser Stadt so viel zu sagen, wie sonst kein anderer. Warum?

von Franziskus Büscher

Roger Rekless/ David Papo
Rechte: Philipp Wulk/ Main Concept

1979 erklimmt in den USA die erste Hip-Hop-Nummer Platz 1 der Charts. Ab jetzt ist klar: da kommt etwas Neues. Auf der ganzen Welt gründen sich neue Formationen, um den Stil der Jugendlichen aus dem New Yorker Stadtteil Bronx nachzuahmen.

Auch in München wird die Musikrichtung kurze Zeit später populär. Als eine der ersten Formationen gründet sich 1990 Main Concept in der Alpenvorstadt. 1994 erscheint der erste München-Song der Gruppe „Münchenz Diktatur“.

Seit zwei Jahren rappen zu dieser Zeit auch die Töpfe (eig. Blumentopf) in der kleinen Glockenbachwerkstatt im Münchner Stadtzentrum. Sie sind Teil einer Bewegung, die sich mit deutschen Texten langsam aber sicher ihren Weg in die breite Öffentlichkeit bahnt.

Deutschland rappt

Auf Deutsch „singen“ in Hamburg Mitte der 90er Jahre bereits Beginner und Fettes Brot, in Stuttgart FreundeskreisMassive Töne und die Fantastischen Vier. Diese Bewegung verleiht auch den Künstlern aus München Auftrieb. Spätestens mit der Veröffentlichung der Single „Die Da?!“ 1992 von den Fantastischen Vier erreicht der deutscher Rap den Mainstream der Bevölkerung. Mit dem Song landet erstmals eine deutsche Hip-Hop-Nummer auf Platz 2 in den Charts. Und erstmals kann man mit dieser Musikrichtung auch richtig Geld machen. Der Berliner Rapper Fler berichtet im Dezember 2015 von Umsätzen bis zu 800.000 € im Jahr.

Die neuen „Volksrapper“?

Rapper bringen die idealen Voraussetzungen für eine „neue“ Generation von „Volkssängen“ in München mit. Ihre Lieder sind keine romantisch verklärten Balladen, sondern spiegeln, ähnlich den Sängern im 19. und 20. Jahrhundert, den ungeschönten Alltag der Bevölkerung wider. Das macht diese Musikrichtung auch in München immer erfolgreicher.

Der Podcast

„Wer kennt sie nicht, die schöne Stadt, die jeder tief im Herzen hat, jeder, der sie einmal geseh’n,“ so textet es Mitte des 20. Jahrhunderts Bally Prells Vater auf ihre Lippen. Inzwischen hat diese „heimliche Hymne“ Münchens eine Japanerin für sich entdeckt: Nami von Coconami.

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